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renitenter flaschengeist

scheinpolitische werbebotschaft (1): überzeugung ist deine stärkste waffe.

ach, eine vermischung aus pathos und politik, könnte man beim flüchtigen anblick der plakate in der karli-kneipenmeile von leipzig meinen. irgendeine linksalternative gruppierung fordert zum widerstand auf? das suggeriert zumindest das logo, ein abgewandelter roter stern mit schwert und initiale p, der kämpferische gesichtsausdruck, das wort partisan und die assoziationen, die mir dazu durch den kopf schießen. bloß wer oder was verbirgt sich dahinter? nichts verräterisches auf dem poster zu entdecken…

ich wäre jedenfalls alleine nicht ohne weiteres drauf gekommen, daß es sich bei dem guerillaprodukt um eine neue wodkamarke und zwar einen import aus weißrussland handelt. hier hat mir ein wirt die reine wahrheit in form von worten eingeschenkt und dazu das passende flaschenmuster vorgeführt. eifrig werden jedoch immer wieder von den anbietern aus erfurt ‚urrussische eigenheiten‘ (vorsicht klischeealarm), authentizität, herzblut, kämpfergeist und originalität auf der homepage beworben. immerhin hat das hochprozentige getreidegesöff in lux-qualität einen namen italienischer provinienz, mit dem man sich von der russisch klingenden konkurrenz aus den westlichen feindesländern absetzen kann. während kippen gesellschaftlich immer stärker als glimmkiller ausgegrenzt werden, ist alkohol ja gaaar kein problem oder momentan in der öffentlichen wahrnehmung primär eines für den kinder- und jugendschutz (stichwort komasaufen). volljährigkeit hingegen berechtigt zur unkontrollierten eigenabfüllung, auf daß sich die welt immer schön weiterdreht und der trinker im einklang mit der russischen seele bleibt. als barfrau blickt man auf den bon und bescheinigt: je klarer das getränk und je öfter geordert, desto unklarer die artikulation. fettlebrig lallt der süffelnde am tresen und klebt morgendlich seine filmrisse (für juhnke-fans).

wie wir es schon von bionade und vor allem deren erfolgsnachäffern kennen, beginnt der krieg nicht in den warenregalen, sondern in den köpfen und beim klicken im netz. die werbung für ein hick-, verzeihung, hippgetränk transportiert heutzutage gleich einen ganzen lebensstil mit. schaut man sich das produktblog mal etwas ausführlicher an, kommt man schnell auf diesen promilledreh. der fusel ist nämlich nur für moderne partisanen, die natürlich keine alkoholiker sind, sondern jung, erfolgreich, wild, widerborstig, stylisch; partysäue, um es in ein wort zu pressen. für trunkene vodkageselligkeit empfehlen sich bestimmte szeneklamotten, die stark nach humana-retrochic riechen und aussehen: streetstyle à la castingallee im prenzlberg. dazu gesellen sich lieblingsmusiker, -künstler, -läden und vereinzelt auch persönlichkeiten des öffentlichen lebens. man könnte es auch als konsumentenkuppelei oder installation für ein kultgetränk bezeichnen. meine marktprognose: das künftige abendgebräu für die generation smoothie-nippler. also kippt das mal ohne mich in die goldgrubenkehle.

scheinpolitische werbebotschaft (2): sie reden. wir handeln.

schleichwerbung

im zusammenhang mit werbung muß vor diesem stencil unbedingt 'leere' stehen.

mit mauerblümchen liebäugelt die pr-agentur häberlein & mauerer ganz gewiß nicht. sie bewirbt marktgiganten, beschäftigt unterbezahlte praktikanten, und nachhaltigkeit kann man bei den produkten auch nur entdecken, wenn man der spur des grünen werbeschleimens folgt, die themen kinderarbeit und sweatshops aber ignoriert. erst im sommer wurden mit viel klimbim und im öffentlichkeitswirksamen blitzlicht die neuen fußball-wm-trikots an den überbezahltesten saubermännern der nation vorgeführt, wobei sich das wunder von südafrika freilich noch im stadium des hirn- und zwirngespinsts befindet. seit einigen jahren empfinden konsumenten promiwerbung als zu plakativ, weswegen sich die agenturen zusehends mit celebrity placement auf verdeckte, werbekrummtouren begeben. und die medien spielen mit, nennen unverblümt, unbekümmert und vom presserat ungerügt die namen von modedesignern, wenn sie über die promiroben ätzen (hier ein aktuelles beispiel aus spon). ganze artikelserien werden michelle obamas kleiderkammer und der ihrer kinder gewidmet, und nachahmer setzen alle nadeln und fäden in bewegung, die entsprechenden kopien sofort auf den markt zu werfen, um glamourgierige kundenwünsche zu erfüllen. ganz egal, wie bescheuert und verkleidet sie darin aussehen.

testimonials, die brav alles kostenlos auftragen, liefern den offen/kundigen beweis für erstrebenswertes, jedoch für den normalo hochpreisiges hab und gut, das selbst bei h & m nicht verschenkt wird. der weg vom erfolgreichen showbiz zum kompletten outfit aus dem pr-showroom ist kürzer geworden, seitdem die engagements rarer  werden und die gagen fallen.  gemeinsam mit dem einkommen sinkt die scham vor käuflichkeit. dabei handelt es sich garantiert nicht mal nur um milde gaben für die werbeträger, sondern um wohl kalkulierte streuung von markentrends. doch scheinbar kratzt jemand am imagelack der promis, die vornehmlich sportler, schauspieler, moderatoren und musiker sind und allesamt das rampenlicht als lebenselixier suchen. die schreiberlinge aus den redaktionen sind offenbar auch nicht mehr namhaft genug. künstler müssen her, befand die agentur. es sollten schriftsteller akquiriert werden für einen wortwettbewerb. flugs versandte man in der agentur pressemitteilungen und einladungen an verlage.

irgendwie war mein gemeinnütziger arbeitgeber auch in den verteiler geraten. etwas, was ich dort vehement und auch persönlich nach außen vertrete, ist unabhängigkeit. ich las also die nachricht und recherchierte ein bißchen und fand mich alsbald auf einem blog für ‚kreative‘ der pr-abteilung von sony ericsson wieder. nun ist es ja gerade bei viele autoren von kleinen verlagen so, daß sie leider nicht von ihren buchveröffentlichungen leben können, sondern sich mit stipendien und literaturpreisen von durststrecke zu hungersnot lavieren oder auch selbst kritiken und andere auftragsartikel verfassen. prinzipiell  steht also der teilnahme an einem wettbewerb erst einmal nichts im wege. da ich aber meistens nur mit verlegern korrespondiere und nur wenig kontakt zu den autoren habe, reagierte ich abschlägig und wies auf meine zwischenstellung hin. prompt folgte von dem pr-proll die schmierige rückfrage, ob ich den text nicht über unseren verteiler an die vielen verlage verschicken könnte? häh? bin ich jetzt die versklavte pr-praktikantin wider willens, die man zum werbespammer einzuspannen gedenkt? schon mal was von datenschutz oder unlauterem wettbewerb gehört?  natürlich habe ich keine  einzige einladung an einen der klassischen buchverlage geschickt, die sich in ihrem selbstverständis derzeit noch vehement gegen die elektronische konkurrenz sträuben, und dann ihren autoren auch noch ebooks als gewinn aufschwatzen sollen. tja, aber von solchen unentdeckten ungereimtheiten lebt die pr-branche. wie ich sehen konnte, hat sich nicht ein einziger prominenter schriftsteller an den pr-wortspielchen beteiligt. habe nur lokalmatadorin else busch(unge)heuer entdeckt, die sich nach der verkündung ihrer bloggerabstinenz im april dann doch noch als mitglied der lead academy vollkommen inkonsequent 500 zeichen aus dem kopf gewürgt hat. die begeisterung unter den literaten war ja dann wohl eher mau(erer).

straße der besten

installation 'no division' mit musikermüll auf dem gelände des raw-tempels in berlin-friedrichshain. 'hang the dj' sang auch schon morrissey für die schmidts (ich lispele das th für alle lautleser auch beim schreiben mit).

… gab es mal in der ddr, mit sw-abzügen von diensteifrigen genossen, oft verbunden mit prämien für die sieger im sozialistischen wettbewerb. heute bestimmen andere gesetze den marktwert von menschen, oder besser: sie lassen sich ihn auch ganz gerne einstechen wie eine ganzkörpertätowierung. ob es hitparaden sind, verkaufscharts, listen mit bestsellern und zuschauerzahlen oder kisten mit schubladen, alles will der risikoarme mensch einsortieren, ablegen, einheften, durchnummerieren nach scheinbarer wohlgefälligkeit, die doch nur am lautesten klingeln der kassen bemessen wird. itunes legt ungebeten listen mit den top(f) 25 an. ein grauen für alle, die das chaos und random als prinzipien leben. aber für orientierungslose, meinungslose und zauderer sind solche ranglisten die nieten der losbude vom rummelplatz der eitelkeiten, über die sich noch freuen, weil sie ja nicht mal ahnen, welchen vollkommen beschränkten grenzen sie sich da unterordnen. sie glauben, mit der exzellentesten, trendigsten, heißesten ware aufzutrumpfen und besitzen doch nur, was die meisten anderen auch haben. damit öden sie sich dann gegenseitig an und hören doch nur abfällig: ätsch, hab ich aber auch schon.  gelegentlich findet sich inmitten der massengeschmacklosigkeit eine perle, die von den allesverschlingern achtlos verspeist und würdelos unverdaut wieder herausgespieen wird. tatsächlich aber ist die quantität in den seltensten fällen ein maßstab für die qualität, sondern meistens ein ausdruck geglückter, ausgeklügelter verkaufsstrategie, die günstlinge günstig und künstlich gutheißt. man kann schließlich mit der zeit gehen und dennoch aussteigen, wann auch immer und wo auch immer es einem beliebt. ein erlebnis für sich ist der blick in zwei völlig konsternierte verkäuferaugen, wenn eine bestellung eingeht, die sie nicht im lagerbestand haben. manche versuchen, sonderwünsche von vornherein abzuwimmeln. erinnert man sie dann an ihre eigentliche berufung, tippen sie panisch titel oder namen in den computer ein,  fragen nach der schreibweise und siehe da – ein treffer mit langer lieferzeit. da warte ich doch gern auf die bückware.

listen dienen als lausige inspirationsquelle für jene, die nur von eins bis zehn zählen können, für effekthascher, denen trial and error zu müßig ist. sie fühlen sich so toll mit ihren tollprodukten, daß ihnen der sinn für überraschendes abgestorben ist. denn alleine der besitz des über den klee gelobten diktiert ihr ganzes lebensglück. die zeit-geld-gleichung ist aufgegangen. und fast alle freuen sich über so viel müll und so wenig experimentierfreude.

banausenbahnhof

kulturbahnhofverdutzt rieb ich meine augen, als ich aus dem ice-fenster auf dieses schild gaffte. ich bin lange nicht mehr bahn gefahren, sonst hätte ich wohl eher mal aufgemuckt. da liegen meine heimat und provinzielle kulturtouristische attraktionen, die man in ein bis zwei tagen ablaufen kann. goethe, die geheiligte schriftstellerleiche, und sein artgenosse schiller (wo ist nur sein schädel?) sowie eine sechsjährige bauhausepisode unter gropius reichten aus (jajaja – eine liste von weimarer persönlichkeiten findet man hier, nicht zu vergessen die derzeit dort lebenden wichtigen), um den titel kulturhauptstadt europas für das jahr 1999 einzuheimsen. das sollte zehn jahre lang keiner anderen deutschen stadt außer essen gelingen. auf den ruhmeszug sprang die deutsche bahn offenbar liebend gern auf. aber: dieser zug endet hier für kulturtrittbrettfahrer.

sicher, für ein kaff dieser größe (fast 65.000 einwohner) ist eine ganze menge los. das kann in den lokalblättchen schon mal eine spalte füllen (am wochenende auch mal zwei). wie vermisse ich die angebotsfülle von zitty und tip aus berlin, wenn ich auf das trostlose schild blicke. wer sich die ureinwohner und zugezogenen stolzen aus der dichter- und denkerstadt zum feinde wünscht, tituliert sie gern als weimaraner. die sehen bei william wegman dann schon mal so kreakultürlich inszeniert aus.

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(c) art knowledge news

die ortsansässige verwandtschaft berichtet hinter vorgehaltener hand vom schildbürgerstreich, der da ab 20 uhr von reisenden die benutzung des bahnhofshinterausgangs erzwingt. aus sicherheitsgründen und außer sichtweite von banausen tappt der mit koffern bewappnete über  unzählige treppen einen schier nicht enden wollenden umweg. ach hätt‘ ich doch die hälfte des kofferinhalts zu hause gelassen, grummelt der ermüdete geist des  geschwind schwächelnden menschlichen kofferkulis. nachdem nun der per lautsprecher herzlich willkommene buckelnde am verschlossenen haupteingang vorbeischlurft, da dies nun mal sein weg ist, müßte man ihn pflichtbewußt an dieser stelle mit einer augenbinde versehen, wollte man das durch und durch kultiviert kalkulierte spiel auf die spitze treiben. denn ja, räusper, tuschel, wisper, heimlichtu, da wuchert alkoholisiertes volk wie unkraut zwischen den in feinste quadratformen beschnittenen hecken. das soll die welt nicht sehen, denn was soll die welt sonst von weimar denken? etwa sprittis gibt es überall? mindestens so fataaaaal wie bei kalkofes mattscheibe. liebe weimarer! wo es kultur gibt, rinnt meistens auch alkohol. und nicht zu knapp.  eure nüchternheit verliert ihr am hellerlichten tag nur beim vernissage- und finissage-hopping in gepflegtem ambiente. aber auch der ein oder andere unter euch landet auf dem heimweg blau wie eine haubitze im gebüsch. ob bossanzug oder kleiderkammerjeans, die teile sind hinterher hinüber. immer schön haltung, werte und fassade wahren. hicks! ach mist, jetzt hat mich ein geräusch verraten.

crème de la crème

werbung verspricht vieles. schönheit, wohlgefühl, genuß. alles auf schnellstem wege. mit studien belegt, denen es an jeglicher wissenschaftlicher fundiertheit mangelt. auch manche wissenschaftler modifizieren ungünstige forschungsergebnisse ab und an, um ihren erfolg zu beschleunigen. dafür landen sie  manchmal in lichtgeschwindigkeit wegen ihrer versprechen nicht direkt auf dem olymp, sondern auf kleinem umweg für ihre verbrechen hinter schwedischen gardinen. schon in den laboratorien der alchemisten brodelten geheime mixturen, unter anderem auf der suche nach einem allheilmittel. ihre modernen nachfolger, die lebensmittelchemiker und biochemiker, experimentieren mit nicht weniger ungefährlichen stoffen. retortenessen, mit künstlich und billig hergestellten ausgangsstoffen, das neueste geschmackssensationen erwecken soll.

kaufstimuli mit markigen sprüchen und aufreizenden bildchen werden in agenturen für diese produkte generiert. trendbüros hecheln nach profitablen marktnischen, in denen sich hochpreisiger chemiemüll als das besondere für die verwöhnten und die leistungsträger der gesellschaft verkaufen läßt. nach der abgegrasten wellnessweide mit ihren leeren energietanks wurde nun eine neue symbiose gebildet. beauty-food (alias cosmeto-food, alias nutricosmetics). bier mit antioxidantien, das als berauschenden nebeneffekt die alterung stoppen will (radikal:bauern:fänger). belgische schokolade mit illusorisch hautstraffendem traubenkernöl. mehr über diese und weitere produkte kann man in diesem video sehen. langsam scheint selbst in die untersten haut- und zellschichten (sprich hirn) der verbraucher eingedrungen zu sein, daß mit dem inhalt aus goldenen cremetiegelchen immerhin eine subjektiv wahrnehmbare veränderung zu erreichen ist. nämlich ich pflege mich, also werde ich auch schön. von diesem felsenfesten glauben können die vermiesenden testergebnisse, die keinerlei effekt auf die äußerlichkeit nachweisen, nicht ein staubkörnchen lockern. konkurrieren kann damit allenfalls noch die schönheitschirurgie. die unschönen narben oder das lähmende grinsen ohne jede mimik gucken sich mit der zeit weg.

und dann war da noch das bereits arg überstrapazierte sprichwort: ‚wahre schönheit kommt von innen‘. nein, im sinne der ver:käuflichkeit hat das am allerwenigsten mit charakter zu tun. die wabernde puddingaußenhülle soll nun von innen mit den wirkstoffen der cremes saniert werden. und das mit hilfe der friedlichen koexistenz der beiden betrugsindustrien, was sich übrigens gut mit den abertausenden von nahrungsergänzungsmitteln vereinbaren läßt. die produkte werden bisher wohlweißlich nur via internet mit schönheitsidealistischen huldigungen vertrieben. schokolade mit traubenkernöl ist ja so gesund, daß man sie am liebsten gleich tafelweise vertilgt. wer will schon tag für tag kaninchenfutter mümmeln, um seinen teint von partyaschfahl in rosig zu verwandeln oder die pickel loszuwerden? frisches obst und gemüse haben viel zu wenig kalorien und setzen viel zu kurzzeitig glückshormone frei. was pro kilo unter 100 euro kostet, kann ja auch nicht gesund sein, sprach die vernunft und hatte sich verkalkuliert. ihre haut faßt sich gummiartig an? das ist kein fett und auch keine cellulite, sondern schwungmasse, die mit ein paar genaschten gesundheitsgummis noch eindrucksvoller in ringformen zu gießen ist. warum sie jetzt bewegungsunfähig mit ihren hautzellen am ledersofa festwachsen? nun, für die vermehrung von hirnzellen war wohl nichts dabei.

konsumkaninchen

einkauf im supermarkt. schnell noch ein paar cocktailtomaten in der hoffnung auf mehr geschmack. bloß… welche? hochpreisig waren sie alle. also eine mittelgroße verpackung gegrabscht und im eiltempo mit tunnelblick weiter durch die konsumhölle. und als ich dann zu hause die lebensmittel verstaute, blickte ich pikiert die tomatenverpackung an. hatten sich doch unter dem etikett ein paar vorher unsichtbare salztüten hervorgeschoben. nein, nicht irgendein schnödes salz, sondern tomaten mozzarella salz von bad reichenhaller. so ist das also! ich soll tomaten mit mozzarella essen oder andere italienische gerichte? das stand nicht auf meinem speiseplan. schon gar nicht mit einer fertigen gewürzmischung, die da besteht aus jodiertem speisesalz und getrockneten kräutern basilikum, thymian, oregano, knoblauch, trennmittel kieselsäure und dem vitaminzusatz folsäure. wer hat sich denn den unfug ausgedacht? wollen marketender meine geschmacksknospen beleidigen?

tomaten_salz

auch nach genauerer inspektion  der verpackung finde ich nirgendwo einen hinweis auf die darin enthaltenen kotz-, ähm kostproben. aber ich habe ein produkt von ‚hit gourmet‘ erworben, wobei ich eigentlich lieber den feinschmecker in anführungszeichen schreiben sollte. hmmm, da bleibt mir die spucke eher weg, als daß sie einen futterreiz beschleunigen würde. fertigprodukte sollen demnach neuerdings für gustatorische erlebnisse sorgen? meine kräuter gedeihen prächtig auf dem balkon! und mal abgesehen davon, ist der geschmack frisch geernteter kräuter wesentlich intensiver, der vitaminverlust bei entsprechend schonender zubereitung minimal. ich weiß, schwangeren wird die aufnahme von folsäure empfohlen, um das risiko von fehlbildungen zu verringern. ich bin nicht mal scheinschwanger! und ich ernähre mich abwechslungsreich, in etwa so wie es die bad reichenhaller dann auch auf ihrer homepage (und nicht auf den salzverpackungen) beschreiben. ich gehöre nicht zum personenkreis der hyperkorrekten, die jedes milligramm zucker oder salz abwiegen. trotzdem keine anzeichen von mangel oder überschuß.

dieses konzept der markenkooperation oder produktbündelung, weiß der bwler, geht bei mir nicht auf. nein, ich habe das gefühl, als versuchskaninchen herzuhalten, nur weil synergie-effekte zum non plus ultra der nahrungs- und genußmittelindustrie erklärt worden sind. seit wann sind denn genußmenschen an geschmacksverirrung interessiert und an trägheit? habe ich einen trend verpaßt? auweia! ich weiß jedenfalls jetzt, wie der horrende kilopreis zustande kam. danke, daß der handel mir das denken und das geld abnehmen will. ich tausche aber nicht mein durchaus manipulierbares hirn gegen verschrumpelte tomaten. darf ich nun auch noch die verpackungen von tomaten öffnen, um nach verächteten zusatzstoffen zu suchen! inaugenscheinnahme reicht wirklich nirgends mehr. hersteller und händler, ihr raubt mir viel zu viel zeit und nerven. eine lobby, die mästen will, die sich gegen ampelregelungen wehrt, wie kann man die zum umdenken bewegen? mehr wert wären weniger umweltgifte und deklarierte dickmacher.