was macht der durchschnittliche großstädter auf dem land, wenn erntezeit ist? er glotzt erstaunt den mähdreschern hinterher, die auf dem durch die grundmoräne sehr unwegsamen feld ihre runden nach einem bestimmten, für ihn nicht nachvollziehbaren schema drehen. in der luft liegt ein herrlicher geruch nach frisch gemähtem stroh und durch die luft schweben kleinste strohteilchen. diese riesen mähdrescher von john deere scheinen im ersten moment recht behäbig, sind aber im vergleich zu dem, was ich aus ddr-zeiten noch kenne, eine echte technische entwicklung. nur ein paar zentimeter des getreides bleiben am feldrand stehen. das schneidwerk rasiert das feld ab, als ob es sich um eine trockenrasur im gesicht handele. das gerstenfeld bekommt einen borstenschnitt. über den mähdreschern kreisen die greifvögel. beim wenden der schweren erntemaschinen wird die schneidewalze kurz angehoben und der mähdrescher scheint sich auf der stelle drehen zu können. in nur acht stunden haben zwei dieser kornfresser ein riesiges feld abgeerntet und sind nicht in den moorlöchern, das sind die grünen oasen im feld, gelandet. wäre der lärm dieser kolosse so ohrenbetäubend gewesen und die menge der winzigkleinen fremdkörper im auge nicht so hoch (*heul, augenreib*), hätte ich stundenlang dabei zuschauen können, wie die ernte eingefahren wird. das feld wird im september wohl schon wieder mit wintergerste neu bestellt. sommergerste wird übrigens entweder zum brauen verwendet, prost, oder als „cerealien“ ins müsli gemischt. bei mir gibts allerdings meistens dinkelpops.
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