cool, cooler, am uncoolsten

um stadtteile herrscht ja heute auch ein regelrechter meinungskrieg unter den bewohnern. das ist absolut nichts leipzig-spezifisches. aber hier wird es mal wieder mit kreide auf die pflastersteine am tram-bahnhhof südplatz geschmiert. die südvorstadt ist uncool und das zentrum ist cool. oder habe ich jetzt etwa die seiten verwechselt? ja, das ist schon schlimm mit mir! eigentlich ist das auch ganz einerlei, was man dazu sagt. es löst bei dem stadtteilfremden wesen ohnehin nur endlosen diskussionsstoff aus, der nie zur befriedigung aller geklärt werden kann. dieses meinungsspiel dient lediglich der verfestigung von klischees und vorurteilen und entspricht ja doch meistens nur dem aktuellen lebensstandard. man wohnt so, wie man es sich leisten kann und will. lebensart eben. der eine verzichtet auf luxus, um sich alle optionen für eine weltreise offen zu halten, der nächste macht es sich heimelig und wird seßhaft, der übernächste schottet sich gar ganz von der außenwelt ab. die jugend mag es oft laut, wild und günstig, während mit dem alter oder der elternschaft der wunsch nach ruhigen gefilden wächst. der eine mag es spartanisch, der andere opulent.

in berlin heißt das dann eben bionadebürgertum aus prenzelberg versus kreuzberger nächte, spandauer wildschweinjagd versus weddinger arbeiterwohnsilo. in deutschland wollen sich aber auch die städte untereinander das siegel besonders lebenswert beim städteranking abjagen. des weiteren existiert noch der kleinkleinkrieg zwischen städtischer „avantgarde“ und bäuerlichen „hinterwäldlern“. die dörfer wetteifern bei der initiative unser dorf soll schöner werden. und der bauer beäugt kritisch den wildwuchs auf dem grundstück der neudörfler, die von pflanzenpflege und englischem rasen offenbar wenig halten.

bestimmt mache ich mich bei den coolen total unbeliebt, wenn ich sage, seid doch einfach mal zufrieden. ist doch sowieso alles nur hype und ändert sich so rasant, wie man selbst falten bekommt, was man natürlich als halbwüchsiger noch nicht denken will.  ich lebe einfach dort, wo ich mich wohlfühle. ob cool oder uncool steht für mich nicht zu debatte.

15 Antworten zu “cool, cooler, am uncoolsten

  1. ich bin heute an einem bushaltestellen-graffiti vorbeigefahren. darauf stand:

    anke
    ich liebe dich mit und ohne
    ROCK

    😆

  2. Tztztz….den Slogan kenne ich. Unsere Stadt soll schöner werden…dann sollen sie machen, mir ist das wirklich auch egal, solange ich mich in meinen vier Wänden wohl fühle 😉

  3. ich habe auch dej eindruck, daß diese imagekampagnen nicht für die bewohner sind, sondern nur für die touristen. und auch da muß man sich bei einigen sachen echt an den kopf greifen, weil sie völlig nichtssagend und überflüssig sind.

  4. Deine Haltung ist ja auch viel entspannender. Wie oft sind die Leute an jeder Ecke angespannt, um etwas zu zeigen oder zu verkörpern. Fassade wohin man auch sieht. Es gibt auch genug Menschen, die diese Fassade brauchen, wie ein Gerüst, an dem sie sich festhalten können. Schade eigentlich, denn es gibt doch so viel Schöneres & Wichtigeres im Leben.

  5. guten morgen,

    ich nehme an, du bist gerade unterwegs in den nächsten urlaubsort… gute reise!

    ich mag es, wenn menschen sich eine gewisse offenheit für vieles bewahren. und das geht nicht, wenn man vor wut kocht oder vor wut blind ist. außerdem schränkt das kategorisieren, von dem ich auch nicht ganz frei bin, unsere sichtweisen so stark ein und damit die neugier. ich entdecke ja auch gerade erst die stadt richtig, in der ich wohne. so eine großstadt bietet viele unterschiedliche gesichter. im auto rauscht man so durch. das geht fast nur mit dem rad oder per pedes. die vielen facetten gehen sonst verloren.

  6. Also ich muss sagen mir ist es echt wurscht ob der Ort in dem ich gerade wohne cool ist. Mein Hauptaugenmerk lag/liegt immer darauf, dass ich Platz für meine Pets habe und viel Natur drum herum. Solange wir uns wohlfühlen ist alles in Butter. 🙂

  7. tja, dann gehörst du zu jenem teil der bevölkerung, dem das image schnurz ist ;-). wenn man bedenkt, daß sogar die schufa den wohnort mit in das scoring einfließe läßt, leben wir wohl kreditunwürdig ;-).

    trotzdem gilt irgendwie der spruch: sag mir, wie du wohnst, und ich sage dir, wer du bist. man kann daraus viel ableiten, finde ich.

    • …aber so was von schnurz *grins* und da ich keinen Kredit benötige kann mir das Imagegetue eh mal den Buckel runterrutschen. Das wie Du wohnst kann sehr interessant sein, aber wo ist völlig schnuppe solange man sich in und mit seinem Umfeld wohl fühlt. Wenn man in banktown durch die schicken Viertel läuft sind die Straßen menschenleer und wie ausgestorben. Schicke Häuser aber alles wirkt leblos. Glaub mir da willst Du nicht wohnen ;-).

      • ja, sach ich doch ;-). ich finde, das innere von wohnungen wirklich sehr aussagekräftig. da ich in elf jahren berlin, in zwölf stadtteilen gewohnt oder gearbeitet habe, weiß ich genau, wovon ich spreche bzw. schreibe. das frankfurter bankenviertel ist wie ein großer klotz, kühl und – wie du schreibst – leblos. wohnen möchte ich dort nicht freiwillig. reicht mir immer für ein jahr, wenn ich zur buchmesse dort arbeiten muß ;-).

  8. Also, wenn ich mal in Deine Gegend komme, kritzle ich auf dem Bürgersteig:

    „Am coolsten ist es dort, wo die Wortfeile wohnt“ 🙂

    Ein lieber Gruß von

    tom (Nur klein und schräg Original)

  9. Pingback: global village « VEB wortfeile

  10. keramik_kunst_vergnuegen

    erfrischend, Beitrag und eure Kommentare zu lesen – unterwegs als Neuling in der „Szene“ der Blogger unter dem Suchwort : Lebensart

    • hallo und willkommen,

      nicht ganz einfach und eher langwierig, sich so ein bloggernetzwerk aufzubauen. und wenn du mal den gestrigen beitrag und die kommentare dazu liest, siehst du, wohin es führen kann, wenn man das mit zu viel leidenschaft betreibt. ich wünsche dir viele schöne beiträge, fundierte kommentare und auch sonst alles gute!

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